Körperpflege

« Mein Vater wollte sich nicht baden lassen. Ich glaube, er schämte sich, wenn ihn seine Tocher nackt sah. Ich sprach mit der Tagesklinik, in die er geht und die sagten, sie würden es versuchen. Die Schwester hatte überhaupt kein Problem, ihn zu einem Bad mit ihrer Hilfe zu überreden. »

Demenzkranke brauchen gewöhnlich zunehmend Hilfe bei der Körperpflege. Im Verlauf der Krankheit können sie die Fähigkeit verlieren, Gegenstände wie den Kamm oder die Zahnbürste zu verwenden. Auch vergessen sie, die Bedeutung der Gegenstände und wofür man sie braucht. Möglicherweise sind sie sich auch nicht mehr darüber im Klaren, daß sie sich waschen müssen oder sind der Meinung, daß sie es schon gemacht haben.

Es kann auch sein, daß sie das Interesse für Sauberkeit und gutes Aussehen verlieren. Der Umstand allerdings, daß jemand mehr Hilfe braucht, bedeutet keineswegs, daß er diese Hilfe auch gerne annimmt. Es kann zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Der Patient setzt sich dagegen zur Wehr, von Ihnen abhängig zu sein und mag das Gefühl haben, daß Sie in seine Intimsphäre eindringen. Darüber hinaus ist er vielleicht gar nicht davon überzeugt, daß es so wichtig ist, sich regelmäßig zu waschen und sich um die eigene Erscheinung zu kümmern. Als pflegender Angehöriger haben Sie die Aufgabe, für das richtige Maß an Hilfestellung für die veränderlichen Bedürfnisse des Patienten zu sorgen, gleichzeitig aber seine Intimsphäre und sein Bedürfnis nach Unabhängigkeit zu respektieren.

Wie Sie mit Schwierigkeiten bei der Körperpflege umgehen

Nehmen Sie Rücksicht auf die Intimsphäre und auf die Würde des Demenzkranken
Wenn sie der Demenzkranke wäscht und Sie sind dabei, um ihn anzuleiten oder um ihm zu helfen, kann das für ihn unangnehm und peinlich sein. Die meisten Menschen haben sich ein Leben lang seit der frühen Kindheit allein gewaschen und können sich nur schwer daran gewöhnen, daß andere Menschen zugegen sind. Der Grad an Peinlichkeit kann von Ihrer Beziehung zum Patienten abhängen, zum Beispiel ob sie gleichen Geschlechts sind, aber auch vom Grad der erforderlichen Hilfe. Vielleicht schämt sich der Kranke weniger in einer medizinischen Umgebung. Sie können einen Teil der Peinlichkeit vermeiden, wenn Sie eine Krankenschwester zu Hilfe holen. Wenn der Patient eine Tagesstätte besucht, können Sie vielleicht auch einrichten, daß sich das Personal dort um das Waschen kümmert

Der Demenzkranke kann in der Lage sein, selbständig zu duschen oder ein Bad zu nehmen. Es ist eine sinnvolle Sicherheitsvorkehrung, das Schloß an der Innenseite der Badezimmertür zu entfernen. Sonst wäre es möglich, daß der Patient sich einschließt und dann die Tür nicht mehr öffnen kann. Das kann einen Panikzustand auslösen. Auch könnte der Kranke im Bad einen Unfall haben, zum Beispiel stürzen, einschlafen, oder vergessen aus der Badewanne herauszugehen und Sie hätten Schwierigkeiten, das Badezimmer zu betreten um ihm zu helfen. Um die Privatsphäre des Patienten zu wahren, können Sie ein Schild an der Badezimmertür anbringen, das anzeigt, wenn das Bad besetzt ist.

Wie Sie den Patienten beruhigen können
Manche Demenzkranke haben Angst, ein Bad zu nehmen und sind dabei lieber nicht allein. Die Angst hängt meist mit der Temperatur und mit der Tiefe des Wassers zusammen, außerdem mit der Gefahr des Stürzens. Weil ältere Menschen empfindlicher sind gegenüber hohen und niedrigen Temperaturen, könnte der Patient das Wasser als zu heiß und den Raum als zu kalt empfinden. Daran sollten Sie denken, wenn Sie das Badezimmer und das Wasser vorbereiten. Der Kranke hat vielleicht weniger Angst, auzurutschen, wenn Sei weniger Wasser einlassen oder eine rutschfeste Matte in der Badewanne anbringen. Die Verwendung von farbigen Badezusätzen kann es leichter machen, die Tiefe des Wassers einzuschätzen. Die Matte sollte aber keine zu dunkle Farbe haben, sonst könnte es für den Patienten wie ein Loch aussehen. Sie können den Patienten auch dadurch unterstützen, indem sie ihm in die Badewanne hinein und wieder heraus helfen, auch wenn er dann in der Badewanne alleine ist.

Machen Sie das Baden zu einer angenehmen Beschäftigung
Es ist wichtig, das Waschen zu einer möglichst angenehmen Erfahrung zu machen. Das geht nur schwer, wenn der Raum kalt und umbequem ist, oder wenn sich der Patient gehetzt, beschämt, wie ein Kind behandelt fühlt oder wenn er Angst hat. So wichtig es ist, daß sich jemand gründlich und regelmäßig wäscht, sollte das Baden nicht zu einer unbedingten Pflicht werden. Wie andere Menschen auch, schätzen manche Patienten wohlriechende Seifen, Talkum, Schaumbäder oder Musik.

Haarpflege
Eine gute Frisur hält die Haare nicht nur sauber und hübsch, sie fördert auch das Selbstwertgefühl. Deswegen ist es eine gute Idee, zum Friseur zu gehen oder den Friseur ins Haus kommen zu lassen. Wahrscheinlich ist es am besten, die Haare so zu waschen, wie es der Patient immer gemacht hat und dabei darauf zu achten, daß es für den Patienten nicht schmerzhaft oder unbequem ist. Eine andere Lösung besteht darin, gelegentlich ein Trockenshampoo zu benützen. Wenn es für sie schwierig ist, dem Patienten die Haare zu waschen während er gleichzeitig ein Bad nimmt, kann es hilfreich sein, wenn Sie die beiden Vorgänge trennen. Ein kurzer Haarschnitt ist meist einfacher zu pflegen.

Machen Sie das Badezimmer zu einem sicheren Ort
Haltegriffe kann man an verschiedenen Stellen im Badezimmer anbringen, um es dem Demenzkranken zu erleichtern,sich darin zu bewegen und in die Badewanne hinein und wieder herauszukommen. Es kann helfen, eine Sitzbank in der Badewanne und einen Duschzusatz anzubringen, so daß die Patienten im Sitzen duschen können. Sie können sogar einen Stuhl in die Dusche stellen, wenn der Patient nicht lange stehen kann oder unsicher auf den Beinen ist und leicht ausrutscht. Um das Ausrutschen zu vermeiden, sorgen Sie dafür, daß alle Teppiche im Badezimmer gut befestigt sind. Sie sollten alle unnötigen Gegenstände aus dem Badezimmer entfernen, denn sie tragen zur Verwirrung des Patienten bei oder fordern zu unsachgemäßem Gebrauch heraus, zum Beispiel kann ein Papierkorb mit der Toilette verwechselt werden. Die Gegenstände, die der Patient braucht oder benutzen möchte, können Sie zurechtlegen oder ihm geben wenn es nötig ist.

Versuchen Sie, die Selbständigkeit des Patienten zu fördern
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu helfen, in Abhängigkeit von den Verstehensmöglichkeiten und den Fähigkeiten des Patienten. Zum Beispiel könnten Sie dem Kranken das Waschen selbst überlassen und ihn nur erinnern, wenn es nötig ist. Auch können Sie bestimmte Handlungen erklären oder Schritt für Schritt vormachen. Wo immer es möglich ist, versuchen Sie den Patienten eine Handlung selbst beginnen und vollenden zu lassen und greifen Sie nur dann ein oder helfen nur dann, wenn es nötig ist. Wenn der Kranke Bilder oder Schrift noch versteht, können sie Notizen oder Zeichnungen verwenden, um ihn zu erinnern. Eine weitere Möglichkeit beteht darin, alle Vorbereitungen zu treffen und den Patienten dann beim Waschen allein zu lassen (z. B. frische Kleidung zurechtlegen, das Badewasser einlassen, das Badezimmer heizen, Handtücher, Seife und Shampoo bereitstellen).

Dusche oder Bad?
Eine Dusche kann eine gute Idee sein, wenn sich der Patient sehr dagegen sträubt, ein Bad zu nehmen. Vielleicht hat er sich auch im Laufe der Jahre bestimmte Gewohnheiten angeeignet (zum Beispiel während der Woche zu duschen und nur einmal am Wochenende zu baden). Möglicherweise stellen Sie fest, daß es nicht nötig ist, diese Gewohnheit zu ändern. Manchen Patienten fällt das Duschen auch leichter als das Baden, und umgekehrt. Einige haben Schwierigkeiten, in die Badewanne hinein und wieder herauszukommen, wieder andere fürchten sich vor der Dusche. Wenn es zu kompliziert ist, ein Bad oder eine Dusche zu nehmen, können Sie sich auch für das Abwaschen des Körpers entscheiden.

Rasieren
Demenzkranke Männer können eines Tages Probleme mit dem Rasieren bekommen. Das hängt aber auch von der Art des Rasierens ab, die sie gewohnt sind. Männer, die eine Naßrasur bevorzugen, können möglicherweise mit dem Rasierapparat nicht mehr umgehen und schneiden sich. Eine Lösung ist, sie beim Rasieren anzuleiten oder den Patienten zu rasieren. Dabei muß man aber beachten, daß Sie ihm damit einen Teil seiner Selbständigkeit nehmen. Eine andere Lösung besteht darin, ihn zur Verwendung eines elektrischen Rasierapparates zu überreden. Wenn Sei den Patienten dazu ermuntern, sich weiterhin jeden Tag zu rasieren, wird das nicht nur seine Eigenständigkeit länger aufrecht erhalten, sondern auch dazu beitragen, daß er länger ein Interesse an seiner Erscheinung hat, was auch sein Wohlbefinden erhöht. Wenn die Schwierigkeiten zu groß werden, kann es besser sein, wenn sich der Patient einen Bart wachsen läßt.

Nagelpflege
Für Demenzkranke ist es meist schwierig oder sogar unmöglich, ihre Finger- und Zehennägel zu schneiden. Manchmal vergessen sie es auch einfach. Achten Sie auf die regelmäßige Nagelpflege, denn ungeschnittene Zehennägel können Probleme verursachen. Manche Patienten schätzen eine Maniküre und weibliche Patienten lassen sich die Nägel vielleicht gerne lackieren

(source Alzheimer-europe.org - conseils pour les aidants - 7.06.2007)